- Inhalt
- Nachhaltigkeit – alles nur Umweltschutz?
- Warum müssen sich Unternehmen Gedanken um Nachhaltigkeit machen?
- Nachhaltig aktiv werden – wo setzt man an?
- Zusammenfassung
Der Begriff Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren zu einer Art Trendwort geworden. Durch den Klimawandel und humanitäre Krisen wird das Thema immer präsenter und akuter. Ob Klimawandelleugnung oder Greenwashing, Fridays For Future-Demos oder Agenda 2030, der Diskurs um Nachhaltigkeit ist global, teils kontrovers und noch lange ist kein Konsens gefunden, wie bzw. ob die Weltbevölkerung eine nachhaltige Wende vollziehen kann.
Doch was bedeutet „Nachhaltigkeit“ eigentlich? Oft wird der Begriff mit Umweltschutz gleichgesetzt, was dem vielschichtigen Nachhaltigkeitsgedanken nicht gerecht wird und wodurch viele Möglichkeiten des nachhaltigen Handelns übersehen werden.
Dieser Beitrag soll als Einstieg dienen, sich dem komplexen Thema zu nähern und die vielfältigen Chancen aufzeigen, nachhaltig zu handeln – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.
Nachhaltigkeit – alles nur Umweltschutz?
Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und wurde 1713 von Oberberghauptmann Carl von Carlowitz eingeführt, der seinerzeit eine „nachhaltende Nutzung des Waldes“ forderte (vgl. Pufé, 2017, S.37 und S.99). Er setzte sich damit gegen die Ausbeutung des Waldes und für eine vorausschauende Aufforstung ein.
In den letzten 300 Jahren hat sich die Bedeutung des Begriffs Nachhaltigkeit deutlich ausgeweitet und bezieht sich längst nicht nur auf ökologische, sondern auch auf ökonomische und soziale Faktoren, wodurch Nachhaltigkeit mittlerweile alle Bereiche der Gesellschaft durchdringt (vgl. Pufé, 2017, S.64).
Der 2001 in Deutschland einberufene Rat für Nachhaltige Entwicklung formuliert beispielsweise: „Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.“ (Lexikon der Nachhaltigkeit, 2014)
International hat sich diese dreiteilige Definition von Nachhaltigkeit unter dem Begriff ESG durchgesetzt. Er steht für Environment, Social und Governance. Statt auf Ökonomie im Allgemeinen liegt der Fokus des letzten Aspekts vor allem auf einer verantwortungsvollen, ethischen Unternehmensführung. ESG-Kriterien spielen insbesondere in der Finanzbranche eine immer wichtigere Rolle beispielsweise, wenn es um ethisch vertretbare Anlagen und Investitionen geht (vgl. Haberstock, 2019).
Der dreifaltige Nachhaltigkeitsgedanke spiegelt sich auch in den „17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung“ wider, welche die Vereinten Nationen 2015 in ihrer Agenda 2030 festgehalten haben. Der von allen 193 Mitgliedsstaaten unterzeichnete Vertrag sieht vor, „[…] allen Menschen bis zum Jahr 2030 ein Leben in Würde zu sichern.“ (17 Ziele, o.D.) Im Fokus stehen dabei fünf Kernbotschaften, im Englischen die „5 Ps“ genannt: Mensch (People), Planet, Wohlstand (Prosperity), Frieden (Peace) und Partnerschaft (Partnership) (vgl. BMZ, o.D.).

Quelle: www.17ziele.de
Das ambitionierte Ziel der Agenda 2030, welche durch die Covid-19 Pandemie einige Rückschläge erlitten hat, kann jedoch nur gelingen, wenn die globalisierte Welt zusammenarbeitet und alle einen Beitrag leisten. Das gilt nicht nur für die Regierungen, die den Vertrag unterzeichnet haben oder die Gesellschaft, die zunehmend versucht im Kleinen ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren oder fair produzierte Produkte zu kaufen, sondern vor allem auch für Unternehmen vgl. (vgl. 17 Ziele, o.D.).
Warum müssen sich Unternehmen Gedanken um Nachhaltigkeit machen?
Lange Zeit haben Unternehmen nicht erkannt, dass die Auswirkungen von nicht nachhaltigem Handeln nicht nur die Umwelt betreffen, sondern auch die Wirtschaft und somit auch das eigene Geschäft. Das hat dazu geführt, dass sie sich lange nicht in der Verantwortung gesehen haben, aktiver für Nachhaltigkeit einzustehen.
Doch das Handeln bzw. Nicht-Handeln von Unternehmen hat großen Einfluss auf die globale nachhaltige Entwicklung. Ohne einen aktiveren Beitrag von Unternehmen können Problematiken wie der Klimawandel und humanitäre Krisen nicht ausreichend bekämpft werden (Kurz/Wild 2015, S.324).
Mittlerweile erkennen immer mehr Unternehmen die eigene Verantwortung und die Risiken der derzeitigen Lage. Gleichzeitig wird der Druck von Seiten der Kunden, der Politik und der eigenen Mitarbeitenden immer größer, einen nachhaltigen Wandel voranzutreiben (vgl. Blohmke, o.D.).
Doch Unternehmen, die nicht in emissionsintensiven Bereichen agieren und insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) schätzen ihren Beitrag oft als zu gering ein oder haben Angst vor hohen Kosten, und scheuen daher davor zurück aktiv zu werden.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Wer Nachhaltigkeit als vorausschauendes Wirtschaften versteht und durch eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie alle Bereiche des Unternehmens sukzessive nachhaltig umstellt, wird erkennen, dass langfristige, positive Effekte und Gewinne generiert werden können. Dabei mag der Beitrag einer einzelnen kleinen Firma zum globalen nachhaltigen Wandel geringer ausfallen als der eines großen Unternehmens. Doch würden alle KMU in Deutschland, welche 99,4% aller Unternehmen im Land ausmachen, nachhaltig handeln, würde dieser Beitrag in der Gesamtheit das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele deutlich voranbringen (vgl. „Studie Kompensationszahlungen kleiner und mittlerer deutscher Unternehmen für CO2-Emissionen“, 2021, S.8).
Gleichzeitig ist nicht außer Acht zu lassen, dass gerade KMU oftmals die Ressourcen fehlen, Strukturen im Unternehmen grundlegend zu verändern. Daher wollen wir an dieser Stelle einige Handlungsempfehlungen geben, wie die Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen dennoch gelingen kann.
Nachhaltig aktiv werden – wo setzt man an?
1. Verantwortlichkeiten klären
Wie bei allen Projekten ist die Ernennung von Verantwortlichen auch bei der Konzeption und Etablierung eines nachhaltigen Managements essenziell. Außerdem muss die Führungsebene in den Prozess eingebunden und in die Verantwortung gezogen werden. Nachhaltigkeit zu etablieren erfordert in vielen Bereichen das Aufbrechen traditioneller Strukturen, was mit Widerstand und Unverständnis einhergehen kann. Um den Change-Prozess so reibungslos wie möglich für alle Beteiligten zu gestalten, ist das Engagement der Führungskräfte gefragt. Sie müssen Befürchtungen abfangen und die positiven Effekte mittels transparenter Kommunikation vermitteln (vgl. Stenger, 2014).
2. Eine Strategie entwickeln
Eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln kann einen hohen Ressourcenaufwand erfordern. Langfristig kann sich die Investition jedoch lohnen, wenn die Strategie nicht nur kurzfristige Ziele verfolgt, sondern vorausschauend und die drei Säulen der Nachhaltigkeit Ökologie, Soziales und Ökonomie bereichsübergreifend einbezieht. So können Umweltaspekte gleichermaßen berücksichtigt werden, wie beispielsweise das langfristige, wirtschaftliche Wachstum und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und Kunden. Statt nur auf die nächsten ein bis zwei Jahre zu schauen, lohnt es sich für die kommenden fünf oder sogar zehn Jahre zu planen.
Und auch für Unternehmen, denen nur wenige Ressourcen für einen nachhaltigen Wandel zur Verfügung stehen, gibt es kostenschonende Möglichkeiten sich dem Thema anzunehmen.
- Online sind einige kostenlose CO2-Bilanzrechner zu finden, welche dabei helfen können, einen Überblick über den CO2-Fußabdruck des eigenen Unternehmens zu erhalten und erste Handlungsfelder abzulesen.
- Das Bayrische Landesamt für Umwelt bietet kostenloses Material für KMU, z.B. eine Checkliste für den Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagement, die automatisch Handlungsempfehlungen generiert. Diese Checkliste hilft zudem zu erkennen, in welchen Bereichen das eigene Unternehmen – womöglich unbewusst – bereits nachhaltig handelt. Diese Bereiche können als Grundlage genutzt und leichter ausgebaut werden.
- Der KMU Kompass stellt ein umfangreiches, kostenloses Angebot dar, zugeschnitten auf kleine und mittlere Unternehmen, um die eigene Wertschöpfungskette auf „menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfalt“ zu überprüfen.
3. Auf das Ökosystem setzen
Viele traditionelle Unternehmen haben eine starke Innensicht. Diese kann wichtig sein, um die internen Strukturen im Blick zu behalten. Doch in der heutigen vernetzten Zeit wird die Ausrichtung auf Plattformen und Ökosystemen immer zentraler, um neue und auch nachhaltige Geschäftsmodelle voranzutreiben. Daher ist der Blick nach außen, auf bestehende und potenzielle Ökosysteme, ein wichtiger Schritt für den nachhaltigen Wandel von Unternehmen. Sie können z.B. dort, wo Ressourcen oder das nötige Wissen fehlen, um neue, nachhaltige Geschäftsmodelle aufzubauen, brancheneigene oder -übergreifende Ökosysteme nutzen, um kooperative Lösungen zu finden. (vgl. „Geschäftsmodelle im Wandel – Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen“, o.D.)
Zusammenfassung
Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig und gehört längst auf die Agenda eines jeden Unternehmens – ob klein oder groß. Die Möglichkeiten, einen nachhaltigen Beitrag zu leisten, sind immens. Dank vieler kostenloser oder kostengünstiger Tools und Angebote, können sogar kleine und mittlere Unternehmen mit relativ wenig Aufwand eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln.
Wichtig ist dabei, dass man das Thema nicht nur als Trend auffasst, den man ausnutzt, um das Image zu verbessern. Greenwashing, also das Nutzen von oberflächlichen, nur für die Außenwirkung zuträglichen Maßnahmen, kann schnell negativ auf das Unternehmen zurückfallen. Ein positives Image und Attraktivitätssteigerung für Kunden und Mitarbeitende können natürlich als Motivation genutzt werden, um sich nachhaltiger zu präsentieren, doch sollte der reale, spürbare Wandel immer das Hauptmotiv darstellen.
Literatur
Allianz für Entwicklung und Klima (Hrg.) (2021): Daniel Engler u.A., Studie Kompensationszahlungen kleiner und mittlerer deutscher Unternehmen für CO2-Emissionen, Bonn.
Blohmke, Julian (o.J.): Was tun Unternehmen gegen den Klimawandel? Ergebnisse einer aktuellen Befragung von über 1100 CFOs in Europa (URL: https://www2.deloitte.com/de/de/pages/risk/articles/was-tun-unternehmen-gegen-klimawandel.html), letzter Aufruf: 09.09.2021.
Haberstock, Philipp (2019): ESG-Kriterien (URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/esg-kriterien-120056/version-369280), letzter Aufruf: 14.09.2021
Kurz, Rudi und Wild, Werner (2015): Nachhaltigkeit und Unternehmen, in: uvw UmweltWirtschaftsForum, Nr. 23 (URL: https://www.researchgate.net/publication/286412721), S.323-327, letzter Aufruf: 15.09.2021
Pufé, Iris (2017): Nachhaltigkeit (3.Auflage), Konstanz.
Stenger, Lena Carlota (2014): Handbuch-Nachhaltigkeit (Folge 9): Change Management bei Nachhaltigkeits-Projekten (URL: https://nachhaltig-sein.info/unternehmen-csr-nachhaltigkeit/change-management-umsetzung-nachhaltigkeit-projekt), letzter Aufruf: 09.09.2021.
o.A. (2014): Initiative für eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie (URL: https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/initiative_nachhaltigkeitsstrat_729.htm), letzter Aufruf: 09.09.2021.
o.A. (o.J.): Was Sind Die 17 Ziele? Ziele Für Nachhaltige Entwicklung (URL: https://17ziele.de/info/was-sind-die-17-ziele.html), letzter Aufruf: 09.09.2021.
o.A. (o.J.): Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (URL: https://www.bmz.de/de/agenda-2030), letzter Aufruf: 09.09.2021.