Donnerstag, 24 März 2022 / Veröffentlicht in Allgemein

Mit dem Beginn der Corona-Pandemie im Jahre 2019 wurde jeder Mensch gezwungen alle Lebensbereiche zu verändern und anzupassen. Durch die Pandemie wurde das Prinzip des Homeoffice zur täglichen Realität vieler berufstätiger Menschen und riss uns in eine meist fremde Berufswelt. Doch gab es immer wieder Diskussionen über die Rückkehr der Mitarbeitenden ins Büro, die spätestens seit der aktuellen Ansage der Bundesregierung vom 20. März 2022 mit dem Ende der Homeoffice-Pflicht relevanter denn je wurden. Das Ende einer Homeoffice-Pflicht bedeutet, dass die Option des Homeoffice von Unternehmen nicht mehr zwingend ermöglicht werden muss. Allerdings „können Arbeitgeber den Beschäftigten weiterhin die Arbeit im Homeoffice anbieten“ (Bundesregierung, 2022). Jedes Unternehmen muss sich nun mit der Form des zukünftigen Arbeitsplatzes aller Mitarbeitenden auseinandersetzen und die für das jeweilige Unternehmen besten Entschlüsse ziehen. Wie diese aussehen, hängt ganz vom Unternehmen und der dazugehörigen Unternehmenskultur ab. Also, wie sieht ein klassischer Büroalltag in naher Zukunft aus? Wird das Arbeiten ausschließlich von Zuhause stattfinden oder finden sich doch wieder alle im Büro zusammen? 

 

Die Vorteile des Home Office

Mit dem Angebot vom Arbeiten von Zuhause kann das Privat- und Berufsleben besser vereinbart werden, da die Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden können und damit ein gewisser Spielraum für alle Arbeitenden entsteht, in dem mehr Zeit mit der Familie gewonnen werden kann. Ebenfalls ist zu bedenken, dass man beim Arbeiten nicht von den ganzen Office-Geräuschen, wie etwa lautes Telefonieren, gestört wird. Im eigenen Raum fühlt man sich wohl und sicher, da man alle möglichen Ablenkungen und Störfaktoren selbst lenken und somit die Arbeit effektiver und schneller meistern kann.  

Die reduzierten Kosten, größtenteils durch die gesparten Fahrten, sind natürlich besonders vorteilhaft, da durch das Arbeiten von Zuhause alle Fahrten zur Arbeitsstätte entweder mit dem eigenen Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln wegfallen.  Mit der Einführung von Homeoffice-Tagen kann eine arbeitende Person im Durchschnitt bis zu 175 Stunden Pendelzeit und bis zu 6.100 Kilometer Wegstrecke sparen (Öko-Institut, 2022). Nicht zu vergessen ist der geförderte Trend der Nachhaltigkeit, denn durch weniger Fahrten ins Office sinkt der Lautstärkepegel in den Städten, die Luft wird durch merklich weniger CO2-Ausstößen besser und die allgemeine Unfallquote ist reduziert.

 

Was gegen die Arbeit im Homeoffice spricht 

Selbst wenn die Variante des Homeoffice verlockend klingt, ist es leider nicht so einfach. Mit dem mobilen Arbeiten entsteht eine gewisse Entgrenzung, da die Welten des Berufs- und Privatlebens ineinander verschwimmen. Satya Nadella, der CEO von Microsoft, meinte in einem Interview, ohne klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben fühle “es sich manchmal so an, als würde man bei der Arbeit schlafen”. Darunter erklärt er die Schwierigkeit zwischen der wechselnden Einstellung vom Arbeits- zum Freizeitmodus.  

Die Gefahr den Stress der Arbeit mit nach Hause zu bringen, wird dann zur harten Realität und es ist schwierig nach den Arbeitsstunden abzuschalten, da man sich ständig in der Nähe des Arbeitsplatzes aufhält.   

Der nächste Punkt sind die „unsichtbaren“ Überstunden. Die Beschäftigten verlieren unter Umständen schnell den Überblick darüber, wann und wie viel am Ende tatsächlich gearbeitet wurde, da es sich im Homeoffice anbietet, immer wieder schnell zum Laptop zu greifen und weitere Aufträge zu erledigen, wodurch die Grenzen zwischen Frei- und Arbeitszeit verschwimmen.  

Auch zu bedenken ist der fehlende Austausch und damit die vernachlässigte Beziehung zu allen Kollegen und Kolleginnen. Es finden keine lockeren Kaffee- oder Mittagspausen statt, in denen man seine Kollegschaft auch mal von einer persönlichen Seite kennenlernt und die Möglichkeit hat neue Freundschaften zu schließen. Letztlich ist nicht zu vergessen, dass die Arbeit ausschließlich im Homeoffice auch bei alleinlebenden Menschen zu physischer Isolation sowie fehlendendem sozialen Kontakt führen kann und damit für einige psychisch belastend ist. Weiterführend berichten viele Beschäftigte und Arbeitgeber:innen, dass die Bindung und der Bezug zum Unternehmen im Homeoffice abnehmen. Darunter leidet nicht nur die Karriere, sondern auch die Motivation und Arbeitseinstellung der Beschäftigten.   

 Arbeitsformen nach Aufgabenkomplexität wählen

Dabei können unterschiedliche Aufgaben verschiedene Anforderungen haben. Einige sind geeignet für das Arbeiten im Homeoffice, andere verlangen wiederum eine Aufgabenlösung durch Face-to-Face Gespräche. Als hilfreicher Ansatzpunkt in diesem Zusammenhang gilt das Media Richness Modell, welches die Komplexität der Aufgabe mit der Art des Mediums in Beziehung setzt. Die Reichhaltigkeit der Medien meint dabei, wie viele Hinweisreize durch verschiedene Medien übermittelt werden. Bei einem Telefonat wird beispielsweise nur die Stimme übertragen und ist daher weniger reichhaltig als eine Videokonferenz, in welcher man das Gegenüber zusätzlich sehen kann. Ziel des Modells ist es, das geeignete Verhältnis zwischen Komplexitätsgrad einer Aufgabe und der Medienreichhaltigkeit zu erzielen: mit steigender Komplexität der Kommunikationsaufgabe resultiert die Steigerung der Reichhaltigkeit der Medien zum Lösen ebendieser. Eine geeignete Aufgabe mit wenig Komplexität in der Kommunikation für die Arbeit im Homeoffice könnte dabei zum Beispiel die eigenständige Recherche der Marktsituation sein. Möchte man in diesem Zusammenhang lediglich die Ergebnisse mit dem Team teilen, so kann dies gut über Videomeetings erfolgen. Wird die Aufgabe jedoch zunehmend komplexer, z. B. auf Grund von Verteilungen der Ressourcen oder Zuständigen, so sind für diese Form an Meetings persönliche Gespräche im Office effizienter. Erst durch die physische Präsenz von allen Beteiligten können alle sozialen Hinweisreize einer Kommunikationssituation ausgeschöpft werden. 

 

Zukunftsvision der Arbeitswelt 

Die Entscheidung, zu welchen Anteilen Mitarbeitende im Office oder von Zuhause arbeiten, sollte dabei zukunftsorientiert sein und den Aspekt des ständigen Wandels durch neue Technologien und Erfindungen in Erwägung ziehen. Dabei ist ein Gleichgewicht des mobilen Arbeitens aus Homeoffice und In-Office erforderlich, um den zukunftsorientierten Erfolg des Unternehmens zu gewährleisten. Diese neuen Herausforderungen werden allerdings in Zukunft zur Standardqualität jedes Unternehmens werden müssen, wenn sie hoffen, weiterhin die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität zu steigern. Die KI- und Daten-Entwicklung erzielt ständig neue Fortschritte und verändert somit unser Leben immer wieder aufs Neue. Daher müssen auch zukünftige Organisationen sich mit der nötigen Flexibilität bezüglich des Themas Homeoffice ausstatten, da sie sich ständig an die aktuelle wirtschaftliche Lage, bzw. Lage der Pandemie oder an die Wünsche der Kunden anpassen müssen. Die Erkennung neuer Möglichkeiten, aber auch die Realisierung bereits bestehender Methoden der Berufswelt ist hier erforderlich. In diesem Zusammenhang sagte auch James von Moltke, Finanzvorstand der Deutschen Bank: „Wir glauben, dass die Flexibilität zwischen 40 und 60 Prozent liegt“. Hier wird von einer Balance zwischen Privat- und Arbeitsleben gesprochen, sprich ein Ausgleich zwischen mobilem Arbeiten und Office-Arbeit.   

Auch wir bei mexxon standen nun vor der Frage, wie wir mit dem Thema Homeoffice umgehen. Da wir serviceorientiert handeln, müssen wir zusätzlich den Kunden als weiteren Faktor einbeziehen. Welche Form der Arbeit wirkt wie auf den Kunden? In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass viele Kunden eine Face-to-Face Kundenbeziehung bevorzugen. Das Unternehmen erscheint insgesamt professioneller und authentischer, wenn die Arbeitsstätte mit allen Beschäftigten gefüllt ist. Dadurch bekommt der Kunde einen besseren Eindruck der allgemeinen Unternehmenskultur und Atmosphäre. Der Aufbau von Kundenbeziehungen erfolgt viel persönlicher und hat zur Folge, dass langanhaltende und erfolgreiche Beziehungen entstehen.   

Letztendlich haben wir uns mit all den genannten Aspekten von In- und Homeoffice auseinandergesetzt und auch die Wünsche unserer Mitarbeitenden in Betracht gezogen. Daraus schlussfolgernd kamen wir zu dem Ergebnis, dass ein hybrides Arbeiten die beste Vorgehensweise für unser Unternehmen ist. Wir glauben, damit ein Gleichgewicht zwischen dem Arbeiten von Zuhause und dem Arbeiten im Büro erreichen zu können, unsere Mitarbeitenden mit dem gewünschten Freiraum auszustatten und zugleich die Vorteile beider Arbeitsformen zu nutzen. Jede:r Arbeitgeber:in sollte selbst entscheiden, welche Arbeitsform für das jeweilige Unternehmen die sinnvollste Variante ist und dann die Mitarbeitenden mit den nötigen Materialien und Fähigkeiten ausstatten, die eigene Arbeit effektiv und zuverlässig – von Zuhause oder vom Office aus – zu meistern.   

Wie gehen Sie mit dem Thema Homeoffice um? Zu welchen Entschlüssen sind Sie gekommen? 

 

Quellen:  

Bloomberg (2020). The Wall Street Journal CEO Council. Microsoft CEO Satya Nadella says remote work can feel like “sleeping at work”, verfügbar unter: https://www.livemint.com/companies/news/microsoft-ceo-satya-nadella-says-remote-work-can-feel-like-sleeping-at-work-11602044117307.html 

Buchholz, U., & Knorre, S. (2012). Interne Unternehmenskommunikation in resilienten Organisationen: Das Konzept für Agilität als Navigationshilfe durch unsichere Zeiten. In Interne Unternehmenskommunikation in resilienten Organisationen (pp. 167-174). Springer, Berlin, Heidelberg. 

Ceonaires Wiki (2022). Verfügbar unter: https://ceonaires.com/wiki/wirtschaftsinformatik/media-richness-theory/ 

Lifesize (2019). The Importance of Face-to-Face Communication in the Modern Workforce, verfügbar unter: https://www.lifesize.com/en/blog/importance-face-to-face-communication/ 

Manager Magazin (2021). Wie sich die Arbeitswelt jetzt teilt, verfügbar unter: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/homeoffice-diese-firmen-sehen-mobiles-arbeiten-als-dauerloesung-und-diese-als-irrweg-a-7ee297d2-b87a-4a81-af63-4812fb45bac8 

Quarks (2022). Nachhaltigkeit: So viel CO2 könnten wir durch mehr Homeoffice einsparen, verfügbar unter: www.quarks.de/instagram/ 

Schattenberg, M. (2020). Deutsche Bank: Homeoffice – gekommen um zu bleiben, verfügbar unter: https://www.dbresearch.de/PROD/RPS_DE-PROD/Homeoffice_%E2%80%93_gekommen_um_zu_bleiben/RPS_DE_DOC_VIEW.calias?rwnode=PROD0000000000435628&ProdCollection=PROD0000000000514995  

Trevino, L. K., Daft, R. L. & Lengl, R. H. (1990). Understanding managers’ media choices: a symbolic interactionist perspective. In J. Fulk & C. W. Steinfield (Eds.), Organizations and Communication Technology (pp. 71–94). Newbury Park, CA: Sage. 

Vogel, U. (2020). Das Media Richness Model: Wie kommunizieren wir in der Führung richtig?, verfügbar unter: https://www.fuehren-und-wirken.de/das-media-richness-model-wie-kommunizieren-wir-in-der-fuehrung-richtig/ 

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